„Behind the Scene ADAC TOTAL Energies 24h Nürburgring 2022“
„Das Qualifying“
„Das Warm-up“
Jetzt komme ich wie versprochen wieder auf das Thema „frei bewegen“ zurück. Natürlich konnte ich mich in der Box und den Departments im Fahrerlager, dank meines Ausweises, frei bewegen. Allerdings reizte mich natürlich auch die Boxengasse extrem. Als ich auf dem Weg dorthin war, merkte ich plötzlich einen Ruck, der mich wieder in die Box beförderte. Den Grund dafür erfuhr ich dann auch umgehend. Ich hatte die riesige, rote Linie auf dem Weg nach draußen wohl vollkommen übersehen. Dort stand in doch sehr großer Schrift, dass es hier nur mit Helm und feuerfestem Anzug weitergeht. Beides hatte ich, da ahnungslos, natürlich nicht an. Durch meine zahllosen Hobbys, die einen Helm verlangen, hatte ich so was natürlich noch in verschiedensten Ausführungen daheim und konnte ihn für den Renntag einpacken. Aber woher bekam ich noch einen feuerfesten Anzug? Auch da kam Hilfe aus dem Getspeed Rennstall und am Morgen des Renntags hing ein frisch gewaschenes Exemplar für mich bereit. Nun konnte es endlich losgehen. Jetzt noch das Warm-up und dann fiel der Startschuss zu meinem 24h Fotomarathon…und natürlich zum 50. 24h Rennen auf dem Nürburgring.
„Das Rennen“
Nach dem Warm-up und der Einführungsrunde ging es in die Startaufstellung. Es war unvorstellbar, wie schnell sich die Start- und Zielgerade mit Menschen füllte. Rund 30.000 sollten es wohl sein. Während des Warm-ups wurde noch letzte Einstellungen im Setup abgestimmt und die Fahrzeuge wurden nochmals auf Hochglanz poliert! Auf dem Startplatz angekommen, nahm auch die Crew ihren Platz ein. Dies war aufgrund der Menschenmenge auch zum Schutz der Fahrzeuge nötig. Maximilian Götz bereitete sich mit sein Physiotherapeuten auf die erste Rennphase vor und dann ging es ab ins Cockpit. So schnell wie die Rennstrecke voll war, wurde sie auch wieder leer, sodass nur noch die Fahrzeuge auf ihren Startplätzen standen. Und dann… endlich der Startschuss zum 50. ADAC Total 24h Rennen auf dem legendären Nürburgring!
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Der Abend
Die ersten Stunden verflogen wie im Flug. Die beiden AMG Mercedes laufen perfekt abgestimmt Runde um Runde und werden im Wechsel von den Piloten Maximilian Götz, Adam Christodoulou und Fabian Schiller auf dem Wagen mit der Nr 3, sowie Maro Engel, Jules Gounon und Daniel Juncadella auf dem Wagen mit der Nr. 4 über die Nordschleife gesteuert.
Es ist faszinierend, wie das Räderwerk dieses Rennteams nahtlos ineinandergreift. Das, was die Zuschauer auf der Rennstrecke sehen ist nur ein kleiner Bruchteil und das Ergebnis einer perfekt aufeinander abgestimmten Maschinerie, die im Background ihr Werk verrichtet. Seien es die vielen Mechaniker, die bei jedem Boxenstopp innerhalb kürzester Zeit die beiden Rennboliden warten und tanken, die Ingenieure, in ihrem Truck, die vor mir vollkommen kryptischen Diagrammen sitzen und das noch so kleinste Detail einer Fehlfunktion feststellen können. Die Überwachung des Wetters, auf die ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal eingehen möchte.
Und schlussendlich die vielen unermüdlichen Helfer, die hinter den Kulissen alles am Laufen halten und es der kompletten Crew und den Fahrern so angenehm, wie nur irgend möglich machen. Auch ich durfte von diesem Luxus profitieren und möchte mich hier nochmals ganz herzlich für die wahnsinnig gute Betreuung und Versorgung bedanken!
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Die Nacht
Die letzten Sonnenstrahlen hüllen die hoch über dem „Ring“ thronende Nürburg in rotes Sonnenlicht. Über die „grüne Hölle“ senkt sich die Nacht, was das Renngeschehen in eine ganz andere Stimmung versetzt. Für mich brechen jetzt die Stunden an, bei denen ich mit dem Licht spielen kann. Nach wie vor laufen beide Wagen wie geschmiert und außer einer Frontschürze und einem Kühlergrill gibt es keine Defekte. Hier und da findet das gute alte Panzertape seinen Platz, aber auch da bleiben die Rempler im Rahmen. Die Crew erledigt ihren Job weiterhin wie ein Schweizer Uhrwerk. Pro Stunde kommt jeder Wagen in der Regel einmal in die Box, um neue Reifen zu bekommen und aufgetankt zu werden. Mich fasziniert es, dass nach jedem Reifenwechsel ein Ingenieur von Michelin die Reifen entgegennimmt und sie genaustens analysiert und deren Temperatur misst. Hier wird mir klar, wie viel Renntechnik auf die Straße gebracht wird. Hinter den Boxen werden die Fahrer von einem Physiotherapeuten betreut, der sie nach jedem Stint behandelt, sodass die Pausen auch wirklich entspannt zum Schlafen genutzt werden kann. Weiter geht die wilde Fahrt durch die Nacht am Nürburgring…Runde um Runde in einem unfassbaren Tempo.
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Der Morgen dämmert
In der Box merkt man so langsam die Strapazen der Nacht. Zwischen den einzelnen Stopps machen auch die Crewmitglieder mal für ein paar Minuten die Augen zu. Und auch mir fallen für 10 Minuten die Augen zu. Sobald sich ein Wagen ankündigt, ist von Müdigkeit jedoch nichts mehr zu spüren. Die Fahrer drehen ihre Runden weiter auf Erfolgskurs und fahren unglaubliche Rundenzeiten in einer bemerkenswerten Konstanz. Aus der Box nebenan hört man immer wieder laute Rufe „1-2-3-4“. Da es immer noch und zum Glück Amateurteams bei diesem Rennen gibt, sind diese auch nicht so professionell ausgerüstet, wie die Teams, die in der GT3 Klasse unterwegs ist. Das „1-2-3-4“ markiert hier die Hübe, die der mechanische Wagenheber an allen Seiten benötigt, um den Wagen hochzubocken. Mittlerweile zählt auch die gesamte „Getspeed“ Box jedes Mal laut mit.
Der Wetterbericht verspricht Regen. In den letzten Jahren hat das Wetter so manche Kapriolen geschlagen. Ich erinnere mich, als Teile der Strecke weiß zugehagelt waren und ein Auto nach dem anderen abflog. Die richtige Wahl der Reifen spielt hier also eine immens wichtige Rolle und die Bemühungen einer genauen Vorhersage werden vollkommen ausgereizt. Da die Strecke, durch ihre große Ausdehnung, mehrere Wetterzonen hat, hilft der allgemein gültige Wetterbericht nur bedingt. So war hier ein eigenes Metereologenteam im Einsatz, welches mit einem Flugzeug vom nahe gelegenen Flugplatz in Mendig startete und die Wolken genaustens unter die Lupe nahm. Ein wahnsinns Aufwand, der aber am Ende rennentscheidend sein kann.
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Die letzten Stunden
Nur noch ein paar Stunden bis zum Ende des Rennens und man merkt förmlich das Knistern in der Luft. Die beiden Wagen liegen auf Platz 2 und 3 hinter dem Audi von Phoenix Racing, dem Nachbarn im Gewerbegebiet Meuspath. Zeitweise beträgt der Vorsprung gerade mal 3 Sekunden. Welch ein Wahnsinn in Bezug auf ein Rennen über 24 Stunden. Den Gesichtern der Mechaniker und aller Beteiligten sind die Strapazen mittlerweile anzusehen. Auch ich merke, dass ich bald am Limit angelangt bin. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer ich während des Rennes zurückgelegt habe, aber es war sicher so mancher dabei. Trotzdem alles Pillepalle, verglichen mit der Leistung, die hier in den Autos, der Box, bei den Ingenieuren und dem gesamten Team von „Getspeed“ vollbracht wird. Und egal wohin man schaut, es ist immer Zeit für ein Lächeln und gerne erklärt man mir alles, wenn ich mal wieder die ein oder andere Frage habe!
Die Spannung steigt mit jeder Runde im gesamten Team. Die Box wird Dreh- und Angelpunkt, da es sich immer mehr herauskristallisiert, dass hier etwas ganz Großes in der Luft liegt. Alle schauen gebannt auf die Monitore, um die Entwicklung an der Spitze zu verfolgen. Die beiden Autos an der Spitze liefern sich ein gnadenloses Duell und irgendwann ist klar, dass nur ein technischer Defekt, oder grober Fahrfehler zu einem Wechsel führen kann.
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Mich, als „Unbeteiligten“ hat dieses Rennen schon in seinen Bann gezogen, trotzdem ist es für mich unbeschreiblich zu sehen, mit wie viel Herzblut das Team dieses Rennen bestreitet. Alles stehen sie zusammen und verfolgen die letzten Runden. Das Team hat fehlerfrei gearbeitet und am Ende haben sie sich zwei grandiose Platzierungen hinter dem Phoenix Audi erkämpft. Platz 2 und 3. Beide Autos nur leicht lädiert im Ziel und alle Fahrer wohlauf. Herzlichen Glückwunsch zu dieser, nach diesem Erlebnis in meinen Augen, unmenschlichen Leistung. Viel Zeit, durchzuatmen bleibt dem Team nicht, da es schon in ein paar Tagen nach Pierre Ricard geht, um das nächste Rennen zu bestreiten.
Ich packe meine Canon Ausrüstung ein und mache mich auf den Heimweg. Völlig erschöpft komme ich zu Hause an und habe zunächst nicht mal mehr die Kraft, meiner Frau von diesem einmaligen Erlebnis zu erzählen. Sie muss sich 16 Stunden gedulden, die ich erst einmal in der Horizontale verbringe und ein wenig Schlaf aufhole. Ich habe noch ein paar Tage etwas von dem Rennen, einen ordentlichen Muskelkater, aber vor allem die Erinnerung und viele Fotos, die dieses legendäre Rennen „24h Stunden Behind the Scene“ festgehalten haben. Erst beim Sichten der insgesamt 3500 Fotos wird mir klar, was da vor sich ging und was die Faszination Motorsport ausmacht.
Liebes „Mercedes AMG Team GetSpeed), das war ganz großes Kino!!!
Vielen Dank an jeden Einzelnen des Teams, dass ich dieses Rennen gemeinsam mit euch erleben durfte. Ihr habt mich mit solch einer Herzlichkeit aufgenommen, wie ich es niemals erwartet hätte! Dafür sage ich aus ganzem Herzen DANKE